Matthias Herget |
Als Neuling im Oberhaus sorgte das Uerdinger Team dann weiter für Furore - allen voran Matthias Herget selbst. Dank der offensiv ausgerichteten Spielweise von Trainer Timo Konietzka konnte Herget seine Stärken voll ausspielen. Die überragenden Leistungen des damals 27-Jährigen blieben auch dem DFB nicht verborgen. Zunächst debütierte er in der U21 von Berti Vogts als sog. „Älterer“. Damals war es erlaubt auch einen Spieler über 21 Jahren zu berufen, der seine Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben sollte. Nachdem Herget auch dort überzeugen konnte, gab er am 26. Oktober 1983 dann auch sein Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft. Beim EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei im Berliner Olympiastadion wurde er in der 83. Minute für Hans-Peter Briegel eingewechselt. Vier weitere Berufungen folgten im Frühjahr 1984. Doch obwohl Matthias Herget im Nationalteam durchaus überzeugte und nach dem Notendurchschnitt des Kicker-Sportmagazins von 2,07 von Papier her sogar der beste Spieler der Bundesligasaison 1983/84 war, wurde er von Nationaltrainer Jupp Derwall unverständlicherweise nicht mit zur Europameisterschaft 1984 in Frankreich genommen. Deutschland schied in der Vorrunde aus und Derwall musste gehen. Sein Nachfolger Franz Beckenbauer holte Herget zurück und machte ihn in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1986 zum Stamm-Libero der DFB-Elf.
Auch mit Uerdingen ging es erfolgreich weiter. In der Saison 1984/85 steigerte sich das Team erneut und mischte im oberen Drittel der Tabelle mit. Im DFB-Pokal hatte man sogar das Finale erreicht, wo man bekanntlich am 26. Mai 1985 in Berlin mit einem 2:1-Sieg über den großen FC Bayern München sensationell den Pott nach Krefeld holte.
In der Saison 1985/86 setzte man noch mal einen drauf. Uerdingen wurde in der Bundesliga Dritter und schrieb mit dem 7:3 im deutsch-deutschen Duell gegen Dresden Europapokal-Geschichte. Erst im Halbfinale konnten Herget & Co von Atletico Madrid gestoppt werden. Die unglaubliche Saison sollte für Matthias Herget eigentlich mit der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko gekrönt werden. Doch der Uerdinger Libero verletzte sich zur vor Beginn der WM und verlor seinen Stammplatz, nachdem er zuvor alle Qualifikationsspiele bestritten hatte. Deutschland wurde Vizeweltmeister, aber Herget kam nur im letzten Vorrundenspiel gegen Dänemark zum Einsatz.
In seinem fünften Jahr in Uerdingen - der letzten Saison unter Trainer Feldkamp - wurden die Uerdinger Siebter und erreichten im UEFA-Pokal die 3. Runde, wo man am FC Barcelona scheiterte.
Auf Feldkamp folgte in der Saison 1987/88 Trainer Horst Köppel, der Matthias Herget nicht mehr als Libero sah, sondern ihn im zentralen Mittelfeld aufbot. Der Fußball unter Köppel war zwar sehr ansehnlich, aber leider wenig erfolgreich. Schon im Dezember 1987 übernahm Rolf Schafstall die Mannschaft, mit dem Herget von Beginn an offensichtlich keinen guten Draht hatte.
In der Nationalmannschaft lief es für Herget dagegen erfreulicher und er ging 1988 als Stammspieler in die Europameisterschaft im eigenen Lande. Das DFB-Team schaffte es mit Herget bis ins Halbfinale gegen die Niederlande, wo sich der Libero kurz vor der Pause beim Stand von 0:0 eine schwere Verletzung zuzog und ausgewechselt werden musste. Ohne Herget unterlagen die Deutschen 1:2 und schieden aus.
Von der Verletzung hat sich Matthias Herget nie wieder richtig erholt. In der Nationalmannschaft kam er nach der EM nur noch zu einem Einsatz und auch in der Bundesliga kam er in seinem letzten Jahr in Uerdingen nicht mehr richtig in Tritt.
1989 folgte sein Wechsel zum FC Schalke 04 in die 2. Bundesliga. Für die Knappen kam er nur noch auf 19 Einsätze ehe er seine Karriere 1990 verletzungsbedingt beenden musste.
Nach seiner aktiven Laufbahn wurde Herget Trainer im Amateurbereich, u.a. bei den Sportfreunden Eisbachtal in der Oberliga Südwest und dem 1. FC Bocholt in der Regionalliga West/Südwest. 1992 stand er auch noch einmal in Uerdingen als Trainer der 2. Mannschaft an der Seitenlinie. Seit 1994 ist er für diverse Fußballschulen tätig und gibt Seminare für Amateurtrainer. Zuletzt war er Sportlicher Leiter beim Oberligisten Schwarz-Weiß Essen.
Matthias Herget prägte die erfolgreichste Zeit des Vereins Mitte der 80er Jahre wie kein Zweiter. Insgesamt bestritt er 243 Pflichtspiele für Uerdingen und erziele dabei 36 Treffer. Seine überragende Technik und die Art in der er Fußball regelrecht zelebrierte bleiben nicht nur in Uerdingen unvergessen, genauso wie seine brandgefährlichen Freistöße und wunderschönen Tore für die Blau-Roten und das Nationalteam.
Wir wünschen Matthias Herget alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen mit ihm, wenn er am 11. Januar 2015 beim „Budenzauber“ im Krefelder KönigPalast noch einmal das blau-rote Trikot überstreift.